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PPP (EUR/USD) - "fair" Value?

PPP (EUR/USD) - "fair" Value?

Die Frage stellt sich, ob und wie sich die aktuelle Inflationsdifferenz USA/Euroland auf den Kursverlauf des Euro/Dollar auswirken wird. Hier kommt die Realzinsdifferenz ins Spiel, die sowohl die Zins- als auch die Inflationsdifferenzberücksichtigt.

Realzinsdifferenz EUR/USD 2006 - Jan. 2017, "PPP", Kaufkraftparitätentheorie

Gerechnet ist diese Differenz bis einschließlich März 2017. Theoretisch sollte somit der Euro positiv beeinflusst werden, der US-Dollar entsprechend negativ. Allerdings nur in der Theorie; in der Praxis kommt -insbesondere- die Frage nach dem Zeitraum (wann genau?) dazu.

Allgemein/Es gibt vor allem drei Wechselkursdeterminanten:

1. die Kaufkraftparitätentheorie, aka "KKP" oder PPP* (das Inflationsdifferential bestimmt langfristig den Wechselkurs),
2. die Leistungsbilanzungleichgewichte (LB-Ungleichgewichte) zwischen verschiedenen Währungsräumen und
3. Zinsdifferenzen.

Alle drei Komponenten wirken gleichzeitig und zum Teil in unterschiedliche Richtungen und führen durch Herdentrieb immer wieder zu Abweichungen von der KKP (Overshooting). Für Euroland bewirken sowohl die LB-Überschüsse als auch die niedrigen Inflationsraten eine starke Währung - gegenüber bestimmten Währungen/NICHT so gegen den USD!

Der Big-Mac-Index

Der Big-Mac-Index basiert auf der sogenannten Kaufkraftparitätentheorie, die nichts anderes aussagt, als dass der Wert einer Währung längerfristig ihrer Kaufkraft entsprechen sollte.

Um die Kaufkraft einer Währung zu bestimmen, muss man eigentlich einen umfangreichen Korb ganz unterschiedlicher Waren analysieren und keinesfalls nur eine Ware berücksichtigen, wie es der Big-Mac-Index tut. Aber der Big-Mac-Index hat auch Vorteile: Zum einen besteht der Big Mac in fast allen Ländern aus einer identischen Zusammensetzung und wird in vergleichbarer Qualität angeboten. Man kann also davon ausgehen, dass der reale Wert eines Big Macs ganz unabhängig davon ist, WO er konsumiert wird. Zum anderen lässt sich der Big-Mac-Index auf sehr einfache und anschauliche Art und Weise berechnen.

Welche Ergebnisse liefert der Big-Mac-Index aktuell (bei ca. 1,06 - 1,07 EUR/USD)? Im Durchschnitt kostet der Big-Mac in der Eurozone 3,88 Euro (USD 4,06), in den U.S.A. umgerechnet aber ca. 4,82 Euro (USD 5,06)! Somit erscheint der EURO wohl aktuell um zig-% überbewertet - laut "Theorie".

Der Euro selbst ist allerdings eine Währung, die gegenber anderen Währungen (ex-USD) relativ hoch bewertet ist. So kostet ein Big Mac in China umgerechnet nur 2,70 Euro und in Ägypten sogar nur 1,40 Euro.

Wie aussagekräftig ist der Big-Mac-Index nun (wirklich)?

In der Realität bleiben Über- und Unterbewertungen von Währungen oft eine lange Zeit erhalten. Das zeigt zum Beispiel der Schweizer Franken, der schon seit Jahrzehnten gegenüber anderen Währungen überbewertet ist und trotzdem nicht an Wert verliert. Es gibt aber auch Gegenbeispiele: Der Euro-Dollar-Wechselkurs ist etwa seit Einführung des Euro regelmäßig um seinen fairen Wert (aktuell bei 1,25 - 1,30) geschwankt. Unmittelbar nach der Euro-Einführung war die Gemeinschaftswährung gegenüber dem Dollar zunächst unterbewertet, legte dann aber deutlich zu und war mehrere Jahre überbewertet.

links:

www.economist.com/content/big-mac-index

*PPP = Purchasing Power Parity www.oecd.org/std/purchasingpowerparities

www.wellenreiter-invest.de/wochenendkolumne