Friedrich August von Hayek (& Bitcoin, wie Vater und Sohn?)
1975 machte der Nobelpreisträger F. A. von Hayek (ein Wiener!) erstmalig den Vorschlag, durch eine freie (!!) Währungswahl die damalige Inflation zu stoppen. Hayek wollte damals nicht das staatliche Geld abschaffen; Er...
...wolle es lediglich dem Wettbewerb mit "privatem Geld" aussetzen - so die Aussage. Eine relativ "fantastische" Idee zu jener Zeit, noch dazu war 1976 das Internet kaum bekannt und wurde nur vom US-Militär und einigen Wissenschaftlern benutzt - somit erschien die Aussage mehr als Utopie als ernsthaft (gar umsetzbar). Hier allerding sehr passend: Nur ein paar verrückte Hippies (!) wie Steve Jobs und Steve Wozniak, die im gleichen Jahr Apple gründeten (1976 !), konnten sich vorstellen, dass jeder Mensch einmal seinen eigenen Computer benutzen würde...
Die WIENER (oder ÖSTERREICHISCHE) Schule der Volkswirtschaft, der Hayek angehörte, war in den 70ern des letzten Jahrhunderts beinahe schon in Vergessenheit geraten. Allerdings zeichnen sich gerade die Vertreter der Wiener Schule durch kritisches Denken aus (insbesondere bei Ausbruch von extremen, globalen Krisen wie 1929 und 2007/2008 holte man sich wieder Rat bei dieser Denkschule).
Bitcoin und andere (!) dezentrale, nicht staatliche "Geld-formen" (Alt-Coins & Co. / aka Digital currencies) vereinen verschiedenste Themen aus den Bereichen: Software, Kryptographie, Wirtschaft und letztendlich Politik (Nicht umsonst hört man immer häufiger von Regularien, wie man den Bitcoin denn "zügeln" könnte).
Machen wir kurz eine Zeitreise
China war Vorreiter: Schon im 11. Jahrhundert tauschten die Chinesen ihre Waren gegen farbige Scheine ein. Sie führten als Erste das Papiergeld ein - in einer Zeit, in der andere Völker noch mit Muscheln, Reis oder, etwas fortschrittlicher, mit Silbermünzen bezahlten. Das Papiergeld eroberte später die ganze Welt. Dabei verließ man sich lange auf ein Versprechen: dass die Scheine auf Verlangen jederzeit gegen reale Werte wie Gold eingetauscht würden. Diese Zusage gaben früher die jeweiligen Herrscher, später die staatlichen Notenbanken.
Notenbanken sind heute in der Regel nicht mehr dazu verpflichtet, Papiergeld in Gold oder andere Werte einzutauschen. Die USA befreiten ihre Notenbank Fed von diesem Zwang Anfang der 70er Jahre, als das internationale Währungssystem von Bretton Woods scheiterte. Fest steht damit: Unser Geldsystem baut heute ausschließlich auf Vertrauen auf. Wer Geld als Zahlungsmittel akzeptiert, vertraut darauf, dass er es an anderer Stelle und zu anderer Zeit wieder gegen Waren eintauschen kann. Dass es seinen Wert also behält - oder zumindest einen sehr großen Teil davon, wenn man eine leichte Inflation akzeptiert. Da liegt es nahe, darüber nachzudenken, ob der Staat und seine Zentralbank, die das Währungsmonopol besitzen, gute Garanten für diesen Werterhalt sind. Oder ob es besser wäre, eine Währung zu schaffen, die unabhängig von staatlichen Institutionen ist.
Somit kommen wir zum wichtigsten Punkt, welchen man sich nicht wirklich -einfach so- kaufen kann:
VERTRAUEN
Vertrauen entsteht normalerweise duch regelmäßiges Geben und Nehmen und vice versa - wobei man sich (auf Dauer) nicht offensichtlich übervorteilt oder das Gegenüber benachteiligt (as simple as it sounds). Dennoch haben dann anscheinend bereits von mehr als 200 Jahren einige Menschen ihr Vertrauen in Papiergeld verloren, zumindest ein Franzose namens "Voltaire":
"Papiergeld kehrt früher oder später zu seinem inneren Wert zurück -Null."
Voltaire (1694 - 1778), eigentlich François-Marie Arouet, französischer Philosoph der Aufklärung,
Historiker und Geschichts-Schriftsteller
Stimmt Voltaires Zitat: "Papiergeld kehrt irgendwann zu seinem inneren Wert zurück – Null."? Nun, in den letzten Jahren musste kein anderes Zitat mehr dafür herhalten, dass aktuelle Papiergeldsystem zu kritisieren.
Dau passt auch, dass im Geburtsjahr von Voltaire auch das Britische Pfund die Welt erblickte. Es ist damit die älteste Währung auf dem Planeten. Wir nehmen oft an, dass Währungen etwas ewig Andauerndes sei, mit der Stabilität die uns die Sicherheit gibt, auch noch in 30 Jahren (?) damit bezahlen zu können. Doch das ist vielleicht ein notwendiger Glaube, aber evtl. ein Irrtum...(?)...
Frage: Nun könnte es gar so "etwas" wie "Internetgeld" geben - tatsächlich !??
Antwort: siehe da >>
Sie werden eben als Krypto"Währungen" bezeichnet: Bitcoin, Ethereum, Bitcoin Cash, Litecoin und noch einige Andere. Allerdings ist es eigentlich noch verfrüht, diese digitalen Einheiten als Währung, als Geld zu bezeichnen. Zwar werden Bitcoin und Co. bereits für private und kommerzielle Transaktionszwecke eingesetzt, aber sie sind noch davon entfernt, Geld zu sein: Geld ist das allgemein akzeptierte Tauschmittel. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Die Frage lautet folglich: Was sind die Bedingungen, unter denen Kryptowährungen zu „echtem“ Geld auf globaler Bais, zum allgemein akzeptierten Tauschmittel (weltweit), aufsteigen können? Um eine Antwort auf diese Fragen zu finden, bietet es sich an, die Lehren der Geldtheorie einzubeziehen. Die erste Frage, die sich aufdrängt, lautet: Kann eine immaterielle, virtuelle Währung überhaupt die Geldfunktionen übernehmen?
Schauen wir uns auch kurz an, welche Eigenschaften Geld mitbringen muss?
Ein Gut muss, damit es als Geld Verwendung finden kann, einige "physische" Eigenschaften aufweisen. Dazu gehören üblicherweise die Folgenden: Das Gut muss knapp sein, homogen (also von gleicher Art und Güte), haltbar, transportabel und teilbar, und es muss einen hohen Wert pro Einheit aufweisen und allgemein wertgeschätzt sein. Im Wettbewerb um die Geldfunktion hatten in der Vergangenheit vor allem die Edelmetalle (Gold und Silber) die Nase vorn, weil sie am relativ besten die genannten physischen Eigenschaften erfüllen, die "gutes Geld" ausmachen. In einer zusehends digitalisierten Welt kann eine immaterialisierte Einheit wie Bitcoin und Co., soweit sie die oben genannten Eigenschaften erfüllt, ein "natürlicher" Kandidat für Geld sein. Zu fragen ist nur, ob ein Gut tatsächlich physisch vorhanden sein muss (wie Gold oder Silber), damit es als Geld akzeptiert wird. Im heutigen „Fiat-Geld“-System ist das Geld immaterialisiert. Der größte Anteil des Geldes, das die Menschen tagtäglich bereitwillig verwenden, besteht in Form von Buchgeld (also Bits und Bytes auf Computerfestplatten), das zudem in kein Sachgut eingelöst werden kann. Die Vermutung liegt folglich nahe, dass auch eine Kryptowährung, die nicht physisch vorhanden ist, durchaus als Geld Akzeptanz finden könnte.
Große theoretische Hürde
Nun gibt es jedoch in der Geldtheorie das Regressionstheorem. Die Wiener Schule kann somit Erklärungen geben, wie der Bitcoin zu seinem Wert kommt.Kurz gesprochen besagt das Regressionstheorem, dass
(1) Geld spontan im freien Markt, ohne staatliches Dazutun entstanden sein muss, und zwar
(2) aus einem Sachgut beziehungsweise aus einem Gut, das zuvor allein wegen seiner nicht-monetären Nutzenstiftung wertgeschätzt wurde.
Wie verträgt sich das Regressionstheorem mit der Überlegung, dass Bitcoin und Co. zum Geld aufsteigen könnten?
Zu Punkt (1): Es besteht kein Zweifel, dass die Kryptowährungen "Phänomene des freien Marktes" sind. Beispielsweise wurde der Bitcoin als digitale Einheit durch private Initiative geschaffen. Auch hat sich bereits eine "natürliche" Nachfrage herausgebildet: Eine wachsende Zahl von Menschen möchte Bitcoin besitzen und damit zahlen. All das geschieht ohne Dazutun des Staates.
Zu Punkt (2): Das Regressionstheorem besagt, dass ein Gut, bevor es zu Geld werden kann, einen nichtmonetären Marktwert, einen nicht-monetären Tauschwert haben muss. So wurde zum Beispiel das Gold, bevor es als Geld verwendet wurde, seit je her nachgefragt und wertgeschätzt für zum Beispiel religiöse Zwecke oder das Erstellen von Schmuck. Das Gold hatte also bereits einen nicht-monetären Wert, bevor es als Geld eingesetzt wurde.
Bitcoin steht im Einklang mit der Theorie
Ist Bitcoin und Co. mit dem Regressionstheorem verträglich? Verschiedene Sichtweisen sind möglich. Zwei davon seien hier kurz genannt:
(a) Das Regressionstheorem erklärt die Entstehung des Geldes aus einer Naturaltauschwirtschaft („Barter“), in der es noch kein Geld gibt, heraus. Das Aufkommen des Bitcoin hat jedoch in einer bereits funktionierenden Geldwirtschaft stattgefunden. So gesehen ließe sich sagen, dass bei der ersten Marktpreisbildung des Bitcoin die Kaufkraft des vorhandenen Geldes (US-Dollar oder Euro) auf den Bitcoin übertragen wurde. Dem Regressionstheorem wäre so genüge getan.
(b) Es stünde ganz offensichtlich im Einklang mit dem Regressionstheorem, wenn die Marktakteure dem Bitcoin zu Beginn einen nicht-monetären Wert beigemessen hätten (ihn zum Beispiel aufgrund seiner Neuheit - INNOVATION- interessant fanden und bereit waren, für seinen Erwerb etwas aufzuwenden), bevor sie ihn dann nachfolgend als Tauschmittel eingesetzt haben. Und dass genau das passiert ist, ist sehr gut denkbar (wenngleich vielleicht auch nicht unmittelbar "beweisbar").
Letztlich entscheidend ist jedoch die Einsicht, dass das Regressionstheorem eine denknotwendige (in Fachkreisen spricht man auch von einer apriorischen) Bedingung für das Entstehen von Geld ist:
Wenn der Bitcoin zu Geld werden soll, muss er im Einklang mit dem Regressionstheorem stehen. Anders gesprochen: Wird ein Gut irgendwann als Geld verwendet, dann steht seine Geldwerdung im Einklang mit dem Regressionstheorem. (Die Richtigkeit des Regressionstheorms lässt sich nicht durch beobachtete Geschehnisse bestätigen oder verwerfen.)
Kurzum: Geldtheoretische Überlegungen zeigen, dass einer Geldwerdung der Kryptowährungen grundsätzlich nichts entgegensteht. Der Wettbewerb – soweit zugelassen – wird entscheiden (müssen), ob sich Bitcoin und Co. gegenüber dem heutigen Fiat-Geld durchsetzen werden oder nicht: Es hängt letztlich davon ab, ob die Geldnachfrager Digitalgeld als vergleichsweise vorteilhafter einstufen als Fiat-Geld. Aus Sicht der Geldtheorie gibt es jedoch im Vorhinein keine Gründe für die Behauptung (die vielerorts zu hören ist), Bitcoin und Co. könnten nicht zum Geld – zum allgemein akzeptierten Tauschmittel - aufsteigen.
Noch einige Absätze zum Regressionstheorem allgemein
Warum fragen wir Menschen Geld nach?
Antwort: Weil die Zukunft unsicher ist (Wir wollen aber tauschfähig bleiben). Die dann behaltene Kaufkraft des Geldes (durch Aufbewahrung) wird durch das Angebot von und die Nachfrage nach Geld auf dem Markt bestimmt.
Mit seinem Regressionstheorem bewies Mises die Theorie Carl Mengers, dass Geld spontan im Markt aus einem Sachgut mit intrinsischem Wert - einem Gut, dass zuvor bereits allein wegen seiner NICHT MONETÄREN Eigenschaften wertgeschätzt wurde - entstanden sein muss. Die Tatsache, dass in der Währungsgeschichte meist Edelmetalle, insbesondere Gold und Silber sowie auch Kupfer, die Geldfunktion ausgeübt haben, illustriert diese Erkenntnis.
In unserer Welt gibt es zahlreiche Währungen, die laut Mises alle ihren Wert regressiv aus dem Wert des Goldes ableiten, durch den sie ursprünglich einmal gedeckt waren. Wenn nun Menschen bereit sind, freiwillig, ihre Euro, Dollar oder Yuan gegen Bitcoin einzutauschen, überträgt sich dieser Wert auf den Bitcoin.
HARD FACTS / Kurz etwas zur Geschichte der Bitcoin-Investitionen
Im Jahr 2014 stiegen die Investitionen (!) in Bitcoin-Unternehmen von 96 Millionen Dollar im Jahr 2013 auf 335 Mio. Dollar. Im Gegensatz dazu die Anfänge des kommerziellen Internet: Im Jahr 1995 waren es "nur" 250 Mio. USD im ersten Jahr des Internet Booms, welche in Dotcom-Unternehmen investiert wurden.
Quick n dirty Conclusion
Kann Bitcoin überhaupt zu einem allgemein akzeptieren Tauschmittel werden? Zumindest geldtheoretisch steht dem Nichts im Wege.
links: