Der Wanderprediger in Sachen Börse und sein langjähriger Partner Gottfried Heller
Gottfried Heller war jahrzehntelanger Partner und Freund von André Kostolany, mit dem er auch die Investmentfirma Fiduka gründete.
Viele Kommentare von A. Kostolany waren einfache Aussprüche, die das Wesentliche auf den Punkt brachten. "[Es] mag vielleicht etwas banal klingen, doch letztlich kommt es darauf an, ob und wie Aktionäre die Gewinne eines Unternehmens, die Wirtschaftslage und die politische Großwetterlage bewerten. Das müsse jeder Börsianer verinnerlichen", so Kostolany.
Die Psychologie war für den Altmeister und „Wanderprediger in Sachen Börse" (A. Kostolany) ausschlaggebender als andere Faktoren. Den Markt bestimmen nach Kostolanys Ansicht zwei Faktoren: Liquidität, sprich Geld, und Psychologie.
„Das war auch sein Glaubenssatz: Liquidität plus Psychologie gleich Tendenz.“ Heller erinnert sich da an den Kostolany-Leitsatz „Ka Geld, ka Musik“, den dieser von ungarischen Zigeunermusikern aufgeschnappt habe. Anders ausgedrückt, sind die Anleger optimistisch und haben Geld, kommt es zur Hausse - auch wenn die Wirtschaft nicht boomt. Umgekehrt, fehlen Fantasie und Geld, fallen die Kurse. Wobei nach Kostolanys Ansicht Geld noch wichtiger ist als Fantasie. Überschüssiges Geld finde über kurz oder lang seinen Weg an die Börse und treibt die Kurse. Analysten bastelten sich dann „irgendwelche fundamentalen Gründe für die Aufwärtsbewegung“ zusammen.
Noch eins habe Kostolany schon früh erkannt, so Heller: Oft stehen sich die Anleger selbst im Weg. Sie verkaufen in Panik, wenn die Kurse am tiefsten sind, oder laufen den Kursen hinterher.
Leider ist die Gruppe der „Zittrigen“, wie sie Kostolany bezeichnete, in der Mehrzahl - „manchmal sind es 90 Prozent“, so Heller. „Nur zehn Prozent - die ,Hartgesottenen' - sind in der Lage antizyklisch zu handeln“, konstatiert der Börsenprofi.
2 × 2 = 5 - 1
„Zwei mal zwei ist fünf minus eins“, rief der Meister der Börsenspekulation (A. Kostolany) Anlegern immer wieder ins Gedächtnis. An der Börse führt nicht immer der gerade Weg ans Ziel, meist lässt es sich nur auf Umwegen erreichen. Das unterscheidet eben die Kunst von der Wissenschaft - und als solche sah Kostolany die Geldanlage an. Geduld, so die Erkenntnis seines langen Lebens als Makler und Spekulant, ist das Wichtigste an der Börse. „Wer keine Geduld hat, darf nicht einmal in ihre Nähe gehen.“
Was die Gedanken betrifft, so ist es nach Kostolanys Ansicht wichtig, dass der Börsianer Vorstellungskraft mitbringt: „Fantasie ist wichtiger als Wissen.“ Letztlich brauche der Spekulant auch Glück, denn fehle es ihm, werde er „irgendwann den Glauben an sich und seine Gedanken und damit auch wieder die Geduld verlieren“. Diese Erkenntnisse reiften in seinem langen Leben, das für den gebürtigen Ungarn, der 1906 in Budapest auf die Welt kam, 1999 mit 93 Jahren in Paris endete. Am Anfang hatte er mit Börse nichts am Hut. Der junge André studierte Philosophie und Kunstgeschichte. Dann zog es ihn nach Paris, wo er beim Börsenmakler Adrien Perquel in die Lehre ging. Seitdem gab es keinen Tag, an dem er nicht spekuliert hätte.
Fazit von Gottfried Heller:
-) Der Anleger hat [überdies] die Statistik auf seiner Seite, denn langfristig steigt die Börse etwa drei Viertel der Zeit. Als Faustregel gilt, dass es in einem Vierjahreszyklus eine Baisse (fallende Kurse am Aktienmarkt) gibt, die im Schnitt etwa 12 bis 14 Monate dauert. Kurz: Die Aktienbörse und die Zeit „arbeiten“ langfristig für den Anleger!
-) „Eine Anlage in Aktien ist nur kurzfristig riskant. Langfristig schlägt sie jedoch alle anderen Anlageformen. Anleihen sind nur kurzfristig relativ sicher, langfristig dagegen riskant, weil nach Inflation und Steuern nicht viel übrig bleibt.“
Originalquellen:
http://www.gottfried-heller.de
http://www.focus.de