Uwe Lang / "Börsenpfarrer" - Indikatoren (Timinghilfe), 27. Okt. 2015
Anleger müssen nur auf die Signale achten. „Börsenpfarrer“ Uwe Lang beschäftigt sich seit 45 Jahren mit den Märkten. Er hat ein System entwickelt, das Kauf- und Verkaufsignale gibt. Es geht darum, Wendepunkte an den Märkten zu ermitteln.
Was sind nun die einzelnen Signale? => Beginnend mit den einfachsten Indikatoren:
1) Aktienindizes als Frühindikatoren:
Hierfür werden drei Indizes herangezogen, die sich als Frühindikatoren bewährt haben:
Nasdaq Composite, Dow Jones Utility und DAX.
1 a) Der DAX gibt ein Kaufsignal, wenn sein Wochenschlusskurs höher ist als vor einer Woche.
Er gibt ein Verkaufsignal bei einem Sechs-Wochen-Tief.
1 b) Beim Dow Utility zählt ein Neun-Wochen-Hoch bzw. ein Sechs-Wochen-Tief,
1 c) beim Nasdaq ein 25-Wochen-Hoch bzw. 26-Wochen-Tief. Ein Signal gilt erst, wenn es von allen dreien kam.
Dow Jones Utility (Buy: 9-Wochen-Hoch, Sell: 6-Wochen-Tief)
Nasdaq Composite (Buy: 25-Wochen-Hoch, Sell: 26-Wochen-Tief)
DAX (Buy: wenn Wochenschlusskurs > als vorheriger Wochenschluss, Sell: bei 6-Wochen-Tief)
2. Die Zinsstruktur: „So bezeichnen wir den Abstand zwischen langfristigen Anleihezinsen und Zwölf-Monats-Liborzinsen“, erklärt Lang. Er verwendet Zinsen in den USA und Deutschland und errechnet einen 32-Wochen-Schnitt. „Normalerweise liegen die Anleihezinsen deutlich höher. Ist es umgekehrt, droht eine Rezession, wie 1974, 1982 und 2008/9.“
3. Die Kombination aus fünf Indikatoren:
3 a) Der Saisoneffekt nützt den Umstand, dass die Monate Juni bis September häufig schwache Monate für die Aktienmärkte sind. Regel: Der letzte Freitag im Mai ist ein Verkaufsignal, der letzte Freitag im September ist ein Kaufsignal.
3 b) Aus Anleihezinsen werden Signale für Aktien mit den Freitag-Schluss-Ständen der deutschen Umlaufrendite und der Rendite zehnjähriger US-Treasuries ermittelt. Wenn beide ein 39-Wochen-Hoch haben, gibt die Methode ein Verkaufsignal.
Rendite 10-jähriger US-Treasuries
3 c) Der Ölpreis klingelt zum Aktienkauf, wenn er ein Fünf-Wochen-Tief meldet, verkaufen muss man bei einem Sechs-Wochen-Hoch.
3 d) Der CRB-Index für Rohstoffe gibt nur ein Verkaufsignal, wenn sein Wert über dem Vorjahreswert liegt und außerdem die Steigerung in den vergangenen zwölf Monaten größer war als in den zwölf Monaten zuvor. Dieser Indikator soll wie der Ölpreis auf Inflationsgefahren reagieren.
3 e) Der US-Dollar schließlich gibt ein Verkaufsignal für Aktien, wenn er gegenüber dem Euro ein 15-Wochen-Tief meldet, kaufen sollte man, wenn er wieder ein 15-Wochen-Hoch erreicht.
Resumé (Status per 27. Okt. 2015): „Wir haben nun drei Signale, und die Mehrheitsentscheidung gibt dann jeweils unser eigentliches Signal“, so Lang. Wer sich danach gerichtet hätte, hätte zum Beispiel den Crash 1987 vermieden, wäre am 4. Jänner 2008 im ATX bei 4.359 ausgestiegen und am 20. März 2009 bei 1.627 wieder eingestiegen.
2015 gab es übrigens kein Verkaufsignal – einfach deshalb, weil es nicht genügend Gründe für eine Aktienbaisse gab. „Der Indextrend warnte zwar, allerdings blieben die Zinsstruktur und die fünf ,kleinen‘ Indikatoren insgesamt positiv“, sagt Lang.
Artikel: http://wirtschaftsblatt.at