Die deutsche Investitionsquote ist eine der niedrigsten weltweit
Jedes Jahr werden in Deutschland rund 75 Milliarden Euro weniger investiert, als eigentlich nötig wären, hat das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) errechnet (Status aus dem Jahr 2013, Befund jedoch wohl...
...noch immer aktuell). Dabei orientieren sich die Forscher an den durchschnittlichen Investitionsquoten in den anderen Euroländern. Seit Ende der 1990-er Jahre bis ins Jahr 2013 kommen sie in der Summe auf einen Rückstand von rund einer Billion Euro!
Wiederholung: Deutschland investiert im internationalen Vergleich wenig
In Deutschland investierten Staat und Privatwirtschaft zusammen seit 2002 relativ konstant zwischen 19,1 und 20,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Im Jahr 2016 betrug die gesamtwirtschaftliche Investitionsquote exakt ein Fünftel seiner Wirtschaftsleistung. Im internationalen Vergleich ist das wenig. So investierten die neun Nachbarstaaten Deutschlands, also: Dänemark, Niederlande, Belgien, Luxemburg, Frankreich, Schweiz, Österreich, Tschechien und Polen 2016 im Durchschnitt immerhin 1,5 Prozentpunkte mehr.
Spitzenreiter unter den zehn Ländern in der Mitte Europas ist Tschechien, das besonders eifrig an seiner Zukunft baut: Hier pendelte die Investitionsquote seit 2005 zwischen 25 und knapp 30 Prozent. Dagegen sparen der Staat und die privaten Unternehmen in Luxemburg und in Polen sogar noch stärker an der Zukunft als Deutschland.
Großteil stemmt die private Wirtschaft
Gut neun Zehntel der gesamten Investitionen finden in Deutschland in der Privatwirtschaft statt. Im vergangenen Jahr gaben die Firmen Hunderte Milliarden Euro für Maschinen, Fahrzeuge, Gebäude, Technologien und andere Investitionen aus.
In Deutschland verharren die Bruttoinvestitionen von Bund, Ländern und Gemeinden dagegen schon seit 2001 auf dem niedrigen Niveau von gut zwei Prozent. Das Wirtschaftsministerium verweist auf die gravierenden Folgen der anhaltenden Investitionsschwäche. Verschlissene Straßen und marode Brücken seien eine Belastung für Menschen und Wirtschaft, heißt es dem Papier. Und der schlechte Zustand vieler Schulen, Kitas, Sportstätten und anderer öffentlicher Gebäude beeinträchtige die Zukunftschancen der Kinder.
Dass Deutschland (dadurch) Raubbau an seiner öffentlichen Infrastruktur betreibt, zeigt sich daran, dass die staatlichen Investitionen seit 2004 mit wenigen Unterbrechungen nicht einmal mehr die Abschreibungen ausgleichen, die Nettoinvestitionsquote mithin negativ ist.
Lichtblicke / Zukunfts-Vision
Es wird aber (seitens des Dt. Instituts für Wirtschaftsforschung) auch auf die positive Entwicklung in der Privatwirtschaft verwiesen. "In den Jahren 2013 bis 2016 nahmen die Unternehmensinvestitionen stärker zu als die gesamte Wirtschaftsleistung." Diese Dynamik müsse verstetigt werden.
Damit die hiesigen Unternehmen künftig mehr im Inland investieren, müsse die Bundesregierung die Rahmenbedingungen verbessern, sagt der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher. So müsse die überbordende Bürokratie weiter abgebaut werden. Auch bessere Anreize für junge Unternehmen hält der DIW-Chef für nötig.
Zudem sei eine kluge Sozialpolitik gefragt, die die Leistungsfähigkeit der Wirtschaft nicht schädige, sowie eine Bildungspolitik, die den Fachkräftemangel dämpfe. Außerdem mahnt der Ökonom größere politische Anstrengungen an, "um einen Quantensprung in der digitalen Infrastruktur herbeizuführen".
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