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Investitionsfalle 2016 (?)

Investitionsfalle 2016 (?)

Frage: Wie lässt sich die Nachfrage am Gütermarkt auf das Niveau anheben, das für Vollbeschäftigung notwendig ist? Am einfachsten wäre es, die Zentralbank würde die Zinsen senken und so private Investitionen ankurbeln. Laut Keynes investieren Unternehmen...

Investitionsfalle (2016 ?)

...in neue Maschinen, wenn der Zins für den Anschaffungskredit niedriger ist als die erwartete Rendite der Maschine, die er als "Grenzleistungsfähigkeit des Kapitals" bezeichnete. Senkt die Zentralbank also die Zinsen, kommen zusätzliche Investitionen in Gang, und die Nachfragelücke verschwindet.

Liquiditätsfalle

Allerdings, konstatierte Keynes, gebe es Situationen, in denen die Zentralbank machtlos sei. Zum einen könne "eine große Zunahme der Geldmenge so viel Ungewissheit über die Zukunft verursachen, dass die Vorlieben für Liquidität aus dem Sicherheitsmotiv verstärkt werden". Dann horten die Bürger das Geld, anstatt es in Staatsanleihen zu investieren.

Der erhoffte Zinsrückgang durch steigende Kurse bleibt aus, die Investitionen erhalten keine Impulse. Die Wirtschaft befindet sich in der Liquiditätsfalle. Keynes selbst betrachtete dies als einen "Grenzfall", der "in der Zukunft praktische Relevanz erlangen mag". "Bisher", so schrieb er, "kenne ich dafür allerdings kein Beispiel." Doch mehr als 70 Jahre später trat dieser Grenzfall ein. Nach der Pleite der Lehman-Bank im Jahr 2008 verloren die Banken das Vertrauen untereinander und horteten ihr Geld bei der Zentralbank, statt es anderen Banken zu leihen oder es in Wertpapiere zu investieren. Die Liquidität am Interbankenmarkt verknappte sich, die Zinsen schossen nach oben.

Diese Erfahrung dürfte mit dazu beigetragen haben, dass die Zentralbanken in den vergangenen Jahren selbst Staatsanleihen kauften, um die Zinsen nach unten zu drücken und die Investitionen zu beleben. Die sogenannte Politik der quantitativen Lockerung kann daher als Versuch der Notenbanken gewertet werden, die Keynes’sche Liquiditätsfalle zu umgehen.

Investitionsfalle

Ein zweiter Grenzfall, der die Wirksamkeit der Geldpolitik aushebelt, tritt laut Keynes ein, wenn der Zins durch eine steigende Geldmenge sinkt, aber "die Grenzleistungsfähigkeit des Kapitals rascher als der Zinsfuß fällt". Gründe hierfür können Unsicherheiten oder wirtschaftliche Schocks sein, die die Gewinnerwartungen der Unternehmen und damit die Rentabilität von Investitionen verringern. Dann kann auch ein niedrigerer Zins die Unternehmen nicht zu Investitionen veranlassen. Die Wirtschaft befindet sich in der Investitionsfalle.

Ein Beispiel hierfür ist die Schockstarre, die viele Unternehmen nach der Lehman-Pleite befiel. Trotz drastischer Leitzinssenkungen brachen die Investitionen ein. Die Bankenkrise hatte die internationale Handelsfinanzierung ausgetrocknet, die Warenströme versiegten, und die Gewinnerwartungen der Unternehmen tendierten gegen null.

Befindet sich die Wirtschaft in der Liquiditäts- oder der Investitionsfalle, kann nach Ansicht von Keynes nur der Staat die Nachfragelücke am Gütermarkt schließen. Die Regierung müsse dann Güter und Dienstleistungen nachfragen, etwa als Investor im Baubereich. Das rege die Produktion, die Beschäftigung und die Einkommen an. Es entstehen positive Multiplikatoreffekte.

IS-LM-Modell

Die populärste Darstellung der Lehren Keynes ist das von Hicks entwickelte IS-LM-Modell, das in keinem VWL-Lehrbuch fehlt. Das Modell zeigt die Kombination von Zins und Volkseinkommen, bei der sich Güter- und Geldmarkt im Gleichgewicht befinden. Der Gütermarkt ist im Gleichgewicht, wenn die zinsabhängigen Investitionen der einkommensabhängigen Ersparnis entsprechen. Auf dem Geldmarkt herrscht Gleichgewicht, wenn das Geldangebot der einkommens- und zinsabhängigen Geldnachfrage entspricht (siehe folgende Schaubilder).


Keynes selbst war von Hicks Interpretation nicht übermäßig begeistert. In einem Brief bemängelte er, das Modell reduziere seine Theorie zu sehr auf die Extremfälle der Liquiditäts- und Investitionsfalle. Keynes hingegen sah seine Theorie als allgemeingültige Erklärung ökonomischer Zusammenhänge – und sprach sich nicht nur bei Vorliegen der beiden Fallen für staatliche Interventionen aus.

Original-links:

www.wiwo.de/politik/konjunktur

http://slideplayer.org/user/2811578