Aktienrückkäufe: Wenn Firmen sich selbst kaufen
Buy-back-Programme erhöhen den Gewinn je Aktie für Anleger. Dennoch sollten die Motive immer kritisch hinterfragt werden. Manche Unternehmen sorgen für einen Kursanstieg, indem sie eigene Aktien von den Aktionären zurückkaufen. Achtung: Doch...
...dieser Aktienrückkauf (engl. Buy Back) kann im schlimmsten Fall zu einer gefährlichen Investitionsblase führen. Dies gilt insbesondere dann, wenn der sogenannte "Leverage-Effekt" im Spiel ist und Unternehmen den Aktienrückkauf nicht mit Eigenkapital stemmen, sondern Geld dafür aufnehmen.
Im Rahmen eines Aktienrückkaufs erwirbt ein Unternehmen eigene Aktien von den Aktionären. Die Aktiengesellschaft kauft somit emittierte Wertpapiere zurück. Für einen solchen Prozess kann es verschiedene Gründe geben:
♦ Pflege des Aktienkurses: Wenn eine AG Aktien zurückkauft, entsteht dadurch eine Verringerung der verfügbaren Anteilsscheine. Auf diese Weise steigt in der Regel automatisch der Aktienkurs. In manchen Fällen lösen Unternehmen die aufgekauften Aktien auf, wodurch die ausgegebenen Aktien eine Wert- und Kurssteigerung erfahren. Das Grundkapital wird dabei auf weniger Anteile verteilt.
♦ Verwendung der einbehaltenen Aktien als Akquisitionswährung: Die aufgekauften Aktien können Unternehmen für die Übernahme anderer Firmen verwenden. In diesem Fall wird der Kauf mit eigenen Unternehmensanteilen bezahlt. Es kann dabei auch von „Transaktionswährung“ gesprochen werden.
Belegschaftsaktien für Mitarbeiter: Wenn AGs eigene Anteile aufkaufen, können sie diese auch an Mitarbeiter ausgeben. Auf diese Weise soll die Motivation der Mitarbeiter gesteigert werden, wenn sie mehr Anteile an dem Unternehmen halten.
♦ Anlage von überschüssiger Liquidität: Hat ein Unternehmen einen Liquiditätsüberschuss kann dieser durch den Aufkauf eigener Aktien in eine Geldanlage umgewandelt werden.
Verbesserung der Eigenkapitalrendite: Indem Unternehmen Aktien aufkaufen, können sie das Grund- und Eigenkapital reduzieren. Dadurch steigt der Gewinn pro Aktie. Zugleich steigt die Gesamtkapitalrendite.
Schutz vor Übernahmen: Durch den Aktienrückkauf verringern Unternehmen die verfügbaren Anteile. Auf diese Weise wird eine feindliche Übernahme durch andere Unternehmen erschwert.
Mögliche Probleme nach einem Aktienrückkauf
♦ Aktiengesellschaften bezwecken mit einem Aktienrückkauf meist eine Kurssteigerung. Tritt diese nur kurzfristig ein, ist der Effekt des Rückkaufs verpufft. Das Unternehmen besitzt dann eigene Anteile, die nicht auf dem Markt verfügbar sind. Häufig sinken die Kurse nach dem Rückkauf dann, wenn die Aktion geplant war, um ohne strukturelle Änderungen den Kurs und somit die Attraktivität der Aktie zu erhöhen.
♦ Ein nicht minder großes Problem ergibt sich für Unternehmen, die den Buy Back mit Fremdkapital finanziert haben. Bleiben positive Kurseffekte aus, droht der Aktiengesellschaft eine Überschuldung, da sie das aufgenommene Kapital ohne zusätzliche Gewinne zurückzahlen muss.
Positive Auswirkungen
Die Zahl der verfügbaren Aktien wird verringert: Auf diese Weise steigt der Anteil am Unternehmen pro Aktie, die verbleibt. Dieser Effekt tritt vor allem dann ein, wenn die rückgekauften Aktien vernichtet werden. Die Aktienanteile der verbliebenen Aktionäre sind demnach mehr wert.
Die Dividenden steigen bei gleichbleibender Ausschüttungssumme: Durch die veränderten Anteile erhöht sich die Dividendenrendite für die Aktionäre.
Gewinnausschüttung: Ebenso wie eine Dividende kann der Aktienrückkauf für die Verkäufer wie eine Gewinnausschüttung wirken, weil für den Aufkauf eine Prämie gezahlt wird.
Steuervergünstigung: Wenn Aktionäre eine Dividende erhalten, müssen sie den Gewinn versteuern. Wenn der Wert der Aktie durch den Rückkauf steigt, muss dieser Wertgewinn nicht versteuert werden.
Renditeeffekte und tatsächliche Volumina
Kündigt ein Unternehmen einen Aktienrückkauf an, hat dies Auswirkungen auf die Rendite der Anleger. Sie müssen sich bei einem Rückkaufangebot entscheiden, ob sie mit ihren Anteilen von einer Dividende profitieren oder durch den Verkauf eine Prämie erhalten wollen.
Die mögliche Rendite bei einem Verkauf oder Behalten der Aktie kann darüber hinaus von der Höhe des angekündigten Rückkaufvolumens abhängen. Je mehr Aktien das Unternehmen aufkauft, desto wertvoller werden in der Regel die bestehenden Aktien und desto höhere Kurssteigerungen sind zu erwarten.
IT-Unternehmen vorn dabei
Kein Wunder, dass es vor allem Branchen mit einem hohen Cashflow sind, die an oberster Stelle bei den Rückkäufen stehen. Genauer gesagt führt die Informationstechnologiebranche die Liste an, gefolgt von Teilen der Konsumbranche sowie Industrietiteln. Konkret sind es in den USA zum Beispiel General Electric, Microsoft oder Oracle.
In Europa gehören Nestlé, Vivendi oder ABB dazu. Die geringsten Buy-backs gibt es in der Versorger- sowie der Telekombranche
Per November 2016 wurden in den vorangegangenen zwölf Monaten in den USA gut 3,3 Prozent der Marktkapitalisierung gekauft, in Europa waren es 2,2 Prozent.
links:
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www.solactive.com/Factsheet_DE000SLA0021.pdf