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Risikobereitschaft (Geburtsjahr...)

Risikobereitschaft (Korrelation mit Geburtsjahr, subjektive Einschätzung), Mag. Ralph Gollner (2016)

Behavioral Finance versus starrer Regulierungs-Wut?! Plausible/"Korrekte" Einschätzung vom Risiko und Wissen um die eigene Risikoaversion sind bei der Geldanlage unverzichtbare Bausteine, um eine passende mittel- bis langfristige Strategie erstellen zu können, die zur individuellen Person auch passt. Laut Gesetz sind Banken und Berater vor der Beratung eines Kunden verpflichtet einen Kundeninformationsbogen auszufüllen, welcher Sie nach seiner Risikoneigung befragt.

"GRASP THE BIG PICTURE HERE": www.private-investment.at/img/RisikoBereitschaft_BIG_PICTURE

Joachim Klement, CFA erklärte in einem Vortrag bei der CFA Society Germany, dass (jedoch) nur etwa 13% der generierten Risikoeinschätzungen der Banken, den tatsächliche Neigungen des Kunden entsprechen. Ohne jedoch das Risikoprofil eines Anlegers genau zu wissen, kann keine saubere Beratung durchgeführt werden. Die Definition des Risikoprofils ist für jeden Menschen unterschiedlich. Hier versuchen wir daher die Definition von Herrn Kement als Grundlage zu übernehmen:

Risikoprofil = Risikokapazität + Risikoaversion

Wobei Risikokapazität die finanziellen Möglichkeiten eines Menschen abdeckt - also die Frage nach seinem aktuellen Vermögen, Einkommen, Schulden, nach seinem Liquiditätsanspruch usw. Diese Kennzahl ist verhältnismäßig valide zu bemessen. Bei der Risikoaversion tun sich bisherige Messmethoden schwer, denn die Risikoaversion ist die emotionale  (!) Abneigung gegenüber Risiko.

Wie misst man Risikoaversion?

Die schlechten Ergebnisse in der Bewertung der Risikoaversion von Kunden erfolgen über die statistische Auswertung von tausenden Kunden anhand Alter, Geschlecht und ähnlichen Daten. Aktuelle Studien zeigen jedoch, dass die Schwankungen der Risikoaversion bzw. -bereitschaft nicht nur von diesen Werten abhängen.

Vielmehr sind die Geschehnisse in unseren formativen Jahren dafür verantwortlich. Die formativen Jahre sind die Jahre zwischen dem 18. und 25. Lebensjahr, in denen wir in der Regel das erste Mal die Welt auf komplett eigenen Beinen entdecken, erste Einkommen generieren und mit dem verdienten Geld umgehen müssen. Keine Jahre prägen uns Menschen mehr, als diese 7 Lebensjahre.

Speziell bei finanziellen Risikoneigungen ist natürlich bedeutend, welche finanziellen Ereignisse den Markt (bzw. die "Wirtschaft") in der formativen Phase ereilten. Wer genau zu einer Finanzkrise 24 Jahre alt war, wird nur schwer in Zukunft an Aktien glauben. In Boom-Phasen wirkt dieser Effekt genau andersherum (siehe hierzu das Diagramm als plastische Abbildung dieser spontan recht einleuchtenden Erklärung)!

Natürlich spielt auch die Erziehung (bzw. Gene) eine große Rolle in der Risikoneigung. Es wurden Studien mit unzähligen eineiigen und zweieiigen Zwillingen, die auf gleiche Art und Weise erzogen wurden, durchgeführt, um zu sehen, wie sich die persönliche Risikoneigung nach nahezu identischer Kindheit im Alter entwickelt. Das Ergebnis: Langfristig hat der Erziehungs-Effekt bis ins hohe Alter einen Einfluss von etwa 20% auf unsere Risikoneigung.

Man konnte somit das Experiment starten, die Risikoaversion der oben genannten Punkte in eine Formel zu integrieren, die die wissenschaftlichen Ergebnisse grob einschließt - siehe die Auswertung oben. Natürlich ist dies nur eine schematische Auswertung, diese soll jedoch die grundsätzlichen Überlegungen verdeutlichen.

Der Autor dieses Artikels (Mag. Ralph Gollner) wurde im Jahr 1978 geboren und fühlt sich mit dem "Risikobereitschafts-Wert" von ca. 38% etwas unterschätzt (siehe Diagramm-balken oben), kann damit jedoch gut leben. So hat mich der Bereich Risiko-Management meine gesamte Berufskarriere hindurch begleitet. Das Spannungsfeld "Risikoaversion/gedämpfte Risikobereitschaft" und mein -meiner Meinung nach- rationaler Zugang zur langfristig sinnvollen Aktienanlage bieten für mich eine gute Basis, langfristig mit angemessenem Risiko am globalen Wohlstandswachstum teilhaben zu können.

www.alpha-star-aktienfonds.de/wissen/risiko