Anlegerverhalten (Umfrage 2016)
Die Mehrheit der deutschen Anleger ist verunsichert bis ratlos. Mehr als Dreiviertel der Deutschen wissen nicht, wo und wie sie ihr Geld noch sinnvoll anlegen können. Gleichzeitig ist mehr als ein Drittel unzufrieden mit ihrer Anlage.
Dies zeigt eine aktuelle Studie (Dez. 2016); Während Profis immer komplexere Antworten auf das Niedrigzinsumfeld finden, verzweifeln die meisten Privatanleger mittlerweile an der Herausforderung Kapitalanlage. Das jedenfalls legt eine repräsentative Umfrage nahe, die die das Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag der Düsseldorfer TARGOBANK unter 1.006 beratungsaffinen deutschen Anlegern ab einem Alter von 40 Jahren und einem Anlagevolumen von mindestens 2.500 Euro durchgeführt hat. Forsa-Angaben zufolge lässt die Umfrage auf ein Potenzial von knapp zwölf Millionen Menschen schließen, für die diese Ergebnisse zutreffen.
Schockstarre – Unsicherheit und Kosten halten Anleger von einer Depotoptimierung ab
"KLASSICHER STATUS-QUO-BIAS" (würde ich sagen)
Was auffällt, ist eine geradezu fatale Passivität der vieler Anleger: Zwar ist mehr als ein Drittel der Privatanleger unzufrieden mit ihrer Anlage: 36 Prozent von ihnen geben an, dass ihre aktuelle Anlagestrategie wenig bis überhaupt nicht zum aktuellen Marktumfeld passt. So parken 67 Prozent der Befragten ihr Geld derzeit auf dem Konto, in dem unguten Bewusstsein, dass es dafür so gut wie keine Zinsen gibt. Immerhin halten 71 Prozent der Befragten ihre Anlagestrategie aufgrund der veränderten Rahmenbedingungen durch die EZB für verbesserungswürdig. Doch aus Angst etwas falsch zu machen und Geld zu verlieren, scheuen 77 Prozent der Befragten eine Depotoptimierung.
Anleger wollen mehr Sicherheit und nehmen weniger Rendite in Kauf
Offensichtlich haben deutsche Anleger ein hohes Sicherheitsbedürfnis. So beschreiben ca. zwei Drittel (65 Prozent) ihre persönliche Anlagestrategie als konservativ (40 Prozent) bis sicherheitsorientiert (25 Prozent). Lediglich jeder Zehnte hat seine Anlagestrategie mit gewinnorientiert (8 Prozent) beziehungsweise risikobewusst (1 Prozent) beschrieben.
Zurückhaltend äußert sich auch die Mehrheit der Befragten hinsichtlich der Renditeerwartung: So gelten Geldanlagen mit einer jährlichen Rendite zwischen 2% und 5% für die Mehrheit der Anleger als attraktiv.
Trotz der stetig zunehmenden Informationsquellen zu Geldanlagemöglichkeiten, insbesondere auch im Internet, fühlt sich laut Umfrage jeder dritte Anleger wenig gut (28 Prozent) bis überhaupt nicht gut (2 Prozent) informiert. Die mit großem Abstand wichtigste Informationsquelle beim Thema Geldanlage ist weiterhin der Bankberater, den 72 Prozent der Befragten genannt haben. Danach folgen Freunde, Bekannte und Familie als Infoquelle (43 Prozent), dann erst die Onlineangebote (37 Prozent) gefolgt von TV-Ratgebern (31 Prozent) und Fachzeitschriften (25 Prozent).
ABER, siehe da >> Anleger haben die Sorge, dass ihnen ihre (Bank?-)Berater nur die Anlageprodukte anbieten, mit denen die Bank am meisten verdient...Trotz dieser Skepsis fungiert der Bankberater als Hauptinformationsquelle (für 72% der Befragten also). >>>
> Ich sehe hier ein interessantes Miss-trauens-Verhältnis - oder verstehe ich da was falsch?!
Aktienfonds sind bekannt, ETFs haben Nachholfbedarf
Bei der Abfrage der Bekanntheit unterschiedlicher Anlageprodukte belegen Aktienfonds (90 Prozent), Festverzinsliche Wertpapiere (88 Prozent) und Rentenfonds (79 Prozent) die ersten drei Plätze. Neu in der Top-Ten sind die Exchange Traded Funds, kurz ETFs, mit einer Produktbekanntheit von mittlerweile 22 Prozent. Wesentlicher schlechter bestellt ist es allerdings mit dem Wissen über die Funktion von ETFs. So geben 78 Prozent der Befragten an, sich nicht genug mit ETFs auszukennen. 53 Prozent glauben zudem, dass ETFs nur etwas für Leute seien, die sich gut mit dem Thema Geldanlage auskennen. Entsprechend geben 39 Prozent der Befragten an, dass ihnen eine professionelle Beratung zu ETFs weiterhelfen würde.
Selbst Kenner von ETFs tun sich mitunter schwer, potentielle Vorteile von ETFs zu benennen. Die Möglichkeit der breiten Streuung und damit verbunden eine geringeres Risiko wird von nahezu 60 Prozent der ETF-Kenner als Vorteil gegenüber anderen Fonds genannt. 46 Prozent nennen deutlich geringere Kosten als bei aktiv gemanagten Fonds als Vorteil. Und immerhin 42 Prozent der Kenner loben ETFs als einfache und verständliche Produkte.
Bankberatung - Anleger im Zwiespalt
"Wiederholung": Einen interessanten Widerspruch hat die Umfrage in Bezug auf Bankberater zutage gefördert: Wie erwähnt nennen 72 Prozent der Anleger den Bankberater als mit großem Abstand wichtigste Informationsquelle beim Thema Geldanlage. Andererseits äußern 68 Prozent der Anleger die Befürchtung, dass Berater meist Anlageprodukte anbieten, an denen die Bank am meisten verdient.
Darüber hinaus bemängeln viele Anleger eine fehlende Flexibilität bei den Anlageprodukten: So gaben 41 Prozent der Anleger an, mit den von vielen Banken angebotenen Produkten nicht ausreichend auf Marktschwankungen reagieren zu können. Das führt unter anderem dazu, dass schwächere Marktphasen lieber ausgesessen werden statt schwach performende Geldanlagen zu tauschen (68 Prozent).